8. Einheit vom 6. Dezember 2006

Allg.:
Dies war bereits die letzte VO! Am 13. Dezember findet bereits die Prüfung statt

Vortrag:
„Die Auswirkungen der französischen Revolution auf BENELUX“

1) Südliche NL
Der aufgeklärte Absolutismus von Maria Theresia und Josef II beschränkte die Zünfte und Gilden im öffentlichen Leben. Josef II wollte mit seiner Reformpolitik die südlichen NL mit den österreichischen Erblanden gleichschalten --> Zentralisierung und Modernisierung.
Josef II wollte Reformen alleine durchsetzen, was Konfrontationen mit den belgischen Provinzialständen hervorrief --> offener Aufstand --> Brabantische Revolution, Gründung der Vereinigten Belgischen Staaten und der Sturz von Josef II. Nur Luxemburg konnte von Habsburg gehalten werden.
Gründe für die Revolution:
- Toleranzedikt: Protestanten und Juden durften die Religion offen ausleben; sie bekamen Bürgerrechte zuerkannt (von Josef II erlassen)
- Gründung eines staatlichen Religionsfonds
- Begrenzung der kirchlichen Prozessionen und Feiertage
- Ausweisung der Friedhöfe aus den Ortschaften
- Zivile Trauung
Josef II wurde vorgeworfen, dass er sich Macht anmaße, die ihm gar nicht zustände. Auch die Publizistik der damaligen Zeit äußerte sich sehr kritisch gegenüber Josef II, Belgien wurde politisiert. Die „Patrioten“ nahmen sich heraus für das Volk zu sprechen. Es gab weiters einschneidende Verwaltungs- und Justizreformen, 1787 sollte die Einteilung in die traditionellen 9 Provinzen aufgehoben werden. Es war den Belgiern klar, dass dies mit einer Entmachtung ihrerseits einhergehen würde. Ähnliche Pläne hatte bereits Karl VI, der damals schon scheiterte. Im Justizwesen sollte eine moderne, klare und hierarchische Einteilung der Instanzen stattfinden und die korporative Vielfalt an Gerichten abgeschafft werden. Überkommenes sollte modernisiert werden. Die Reformen stießen aber auf erbitterten Widerstand, weil die bisherige Rechts- und Gesellschaftsordnung bewährt wäre. Die Joyeuse Entrée (1356) enthielt ein Widerstandsrecht, genauso wie Privilegien und Freiheiten. Nur der Fürst der diese Rechte erhielt, wurde als legitim angesehen, wer nicht war ein Tyrann und Despot. Genau dies stellte Josef II nun für die Patrioten dar, unzählige Flugschriften wurden gegen ihn verbreitet.

Während den 1780ern war der Widerstand so stark, dass Josef II einige Reformen 1787 aufhob. Im Juni 1789 aber zog er das Joyeuse Entrée ein und hoffte damit den Bezugspunkt weggeschafft zu haben. Diese Maßnahme allerdings rief nur noch mehr Widerstand hervor und die Situation spitzte sich zu --> die Brabantische Revolution brach aus. Die Patrioten (unterstützt von den nördlichen NL und Lüttich) schlug erstaunlich rasch das österreichische Berufsheer und das gesamte Gebiet bis auf Luxemburg wurde erobert. Der erste belgische Staat wurde geschaffen, der unter der Führung von Hendrik van der Noot stand. Wie die nördliche NL war auch Belgien konföderal organisiert. Die Provinzen trugen das Land, wenige Kompetenzen lagen bei der Republik selbst. So gab es viele Ähnlichkeiten zur nördlichen NL. Es gab auch einen Kongress, der aber nicht direkt gewählt wurde wie in den USA, genauso wie die Generalstände. Die Kompetenzen von Kongress und Generalständen deckten sich, was nicht sehr effizient war. Es gab aber eine ganze Reihe von weiteren Problemen:
1) es musste laufend ein Gegenangriff vom Haus Habsburg erwartet werden
2) es gelang nicht die nötigen Mittel für die Armee aufzubringen
3) Revolutionäre waren zu unterschiedlich eingestellt, sie fingen an sich gegenseitig zu bekämpfen:
a. Statisten: unter van der Noot. Sie wollten alles wie bisher belassen, nur kein Monarch sollte das Land regieren. Ausgesprochen konservativ.
b. Reformpatrioten: unter Jan Frans Vonck. Im Unterschied zu Statisten wollten sie mehr Macht für das Bürgertum auf Kosten von Klerus und Adel.
c. Verfassungspatrioten: die kleinste Gruppierung, die aber am weitesten in die Zukunft wies. Sie wollten das Ancien Régime über Board werfen (wie in Frankreich) und eine egalitäre Staatsbürgerschaft einführen.
d. Royalisten: sie waren gegen die Brabantische Revolution und plädierten für eine Restitution der Habsburgerischen Herrschaft.

Im Jänner 1790 kam es zur Unabhängigkeitserklärung der „Vereinigten Belgischen Staaten“.
Die nächsten Jahrzehnte waren geprägt vom Einfluss äußerer Mächte. Es gab laufend Regimewechsel in schneller Abfolge:
1) 1. Habsburgerische Restitution von 1790-92
2) 1. Französische Besetzung von November 1792 – März 1793
3) 2. Habsburgerische Restitution von März 1793 – Juni 1794
4) 2. Französische Besetzung von 1794 bis 1814/15:
Es kam zu einer Umformung des öffentlichen Lebens nach der französischen Republik. Es gab eine starke Zentralisierung, die Provinzen wurden abgeschafft, Departements und Arrondissements eingeführt. Das französische Recht wurde übernommen, später kam der Code Civil dazu, also Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit des Individuums, etc. Auch kam es zu einer Aufhebung der Klöster und Abteien. Darüber hinaus wurden die Zollgrenzen abgeschafft mit Frankreich, was der Wirtschaft sehr zu gute kam und eine Modernisierung mit sich brachte. Erst 1830 brachte Belgien wieder in seine eigene Hand und ein Königshaus mit dazu.

2. Die nördlichen NL
Ab 1780 gab es viele politische Turbulenzen mit Aufständen und Revolutionen. Die alte Republik wurde im Revolutionszeitalter zu Grabe getragen. Von 1780-84 herrschte der 4. Englisch-NL-Seekrieg, ausgelöst durch eine Verstimmung der Briten, dass die NL die USA unterstützten. Auch hatten die Briten Angst vor der Allianz der politischen Neutralität. Es gab schwere Verluste der NL was eine große militärische Schwäche offen zu Tage legte. Auch wirtschaftlich kam es zu schweren Einbußen. Die führte in den 1790ern dazu, dass beide Kompanien vom Staat übernommen wurden. Es kam zur Auseinandersetzung zwischen, wer Schuld an der ganzen Situation sei:
1) Oraniern (Prinsgezinde): gab den Partikularismen der Provinzen die Schuld. Mehr Macht für die Statthalter auf Kosten der Regenten wurde angestrebt.
2) Regenten (Staatsgezinde): gab Haus Oranien die Schuld. Sie traten für die Begrenzung der statthalterlichen Rechte ein und für mehr Rechte der Regenten
3) Neu: Patrioten: diese wurden deutlich von der französischen Aufklärung beeinflusst. Offiziere wurden direktdemokratisch gewählt und Kontrollgremien für den Rat sollten geschaffen werden, demokratisch reguliert werden.

Es kam zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den Oraniern und Patrioten. Wilhelm V musste Den Haag verlassen. Die Regenten wurden in einigen Städten durch Bürger ersetzt (vor allem Utrecht war ein Zentrum, wo sich Freichors von anderen Städten seit 1784 trafen). Ein nationaler Dachverband wurde gegründet, der die Demokratisierung forderte und an den Freiheitssinn vom 16. Jh. appellierte. Es gab einen Machtkampf bis 1787. Für Statthalter Wilhelm V war das Maß voll, als seine Frau in Gouda festgehalten wurde. Die Preußen kamen ihm zu Hilfe und die Aufständischen niedergeschlagen. Es kam zu Säuberungen, oranientreue Leute eingesetzt. 40.000 Demokraten flüchteten nach Frankreich und in die südlichen NL. Nun war die Lage beruhigt, aber nur bis zur Französischen Revolution. Französische Truppen marschierten ein und die Batavischen Republik wurde 1795 geschaffen. Dies stand im Zusammenhang mit der der Besetzung der südlichen NL. Zum ersten und zum letzten Mal wurde die NL komplett von einer anderen Truppe besetzt. Es kam nicht zur Annexion, Paris begnügte sich mit dem Machtwechsel zu den Bataven. Die Batavische Republik hatte eine relative Autonomie, wofür ein hoher Preis zu bezahlen war. Es musste sowohl auf Gebiete verzichtet werden als auch ein hoher Geldbetrag bezahlt werden. Trotzdem war man nicht völlig souverän und wurde immer abhängiger zu Frankreich. Sehr rasch kam es zu einer Erklärung der Menschenrechte. Das traditionsreiche Amt des Statthalters wurde abgeschafft. Wilhelm V flüchtete nach England und starb dort 1806. Statt den Generalstaaten trat die konstituierende Nationalversammlung zusammen, im März 1796. Es kam zu harten Auseinandersetzungen zwischen:
1) Unitaristen: Anlehnung an „eine und unteilbare Republik“ (wie Frankreich). Die Provinz wurde als ein Ort des Adels angesehen, das als überkommen galt.
2) Diametral entgegen: Föderalisten: diese waren mehr in der Tradition der NL. Die Provinz sollte ein strukturierendes Element sein, sie waren für die Beibehaltung.

Der erste Entwurf zu einer Verfassung wurde verworfen. 1798 kam es zum Staatsstreich. Als Konsequenz kam es zur Staatsregelung, sodass die Nationalversammlung eine durchgängige Modernisierung von Staat und Wirtschaft einleitete. Es wurden Departements und Arrondissements eingeführt. Eine Direktion mit Fachministern (wie in Frankreich) wurde einberufen. Noch im gleichen Sommer aber kam es zum Staatsstreich, der wiederum von den Franzosen unterstützt wurde. 1801 ein erneuter Staatsstreich, der auch die Verfassung von 1798 aushob und einige Errungenschaften zu Nichte machte (Zensus statt Allgemeines Wahlrecht). Das Parlament wurde wieder stark geschwächt, die Regenten kehrten zurück. Napoleon bewirkte einen Ausgleich mit Adel und Kirche. 1805 wiederum ein Staatsstreich unter französischer Regie. Weil Napoleon nun Kaiser war, wurde nun auch in den NL ein Ratspensionär eingesetzt – Schimmelpenninck, der stark von französischer Gnade abhängig war. Schon 1806 aber wieder abgelöst durch Napoleons Bruder Luis Bonaparte, auch das Königreich wurde ausgerufen. Luis setzte starke Akzente in der Kultur, die bis heute wirksam sind. Aber Napoleon war nicht zufrieden und setzte seinen Bruder 1810 wieder ab und annektierte die NL. Der Schein an Selbstständigkeit war damit endgültig verloren. Aber es gab keinen Befreiungskrieg oder eine Volkserhebung. Die Befreiung kam dann nicht von unten sondern von oben und war das Resultat der europäischen Mächte beim Wiener Kongress. Diese bestimmten die Zukunft der nördlichen und südlichen NL und schufen das Vereinigte Königreich der Niederlande, welche bis 1830 hielt.

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