5. Einheit vom 15. November 2006

Im Juli 1584 übernahmen die Nachfahren von Wilhelm die Führung der Aufständischen und die Ämter des Statthalters sowie der Admiralität. Moritz von Oranien wurde politischer und militärischer Führer. Er wurde unterstützt von seinem Neffen, dem Statthalter von Groningen und Overijissel, Wilhelm Ludwig. Erst im 18. Jh. kam es zur Einigung des Hauses Oranien, und nicht mehr zu einer Zweiteilung der 7 nördlichen Provinzen.

Der Aufstand konnte aufrecht erhalten werden --> Ratspensionär Johann von Oldenbarnevelt. Einige Gebiete konnten vom Herzog von Parma zurückerobert werden. 1588 wurde die Spanische Armada (130 Schiffe) von den Engländern vernichtet. Die Absicht von Philipp II war
1) Bestrafung von Elizabeth für die Unterstützung der NL-Aufständischen
2) Eroberung Englands, und die katholische Maria Stuart auf den Thron statt der protestantischen Elizabeth
--> beides schlug fehl.

Der Herzog von Parma wurde nach Frankreich abkommandiert um dort Einfluss auf die französische Krone zu nehmen. Die Niederschlagung des NL-Aufstandes wurde als sekundär empfunden. Die Zweiteilung der NL stand somit fest. Die NL Republik entstand an der Wende vom 16. zum 17. Jh. und bestand aus 7 nördlichen Provinzen, im Süden gab es 10 Provinzen. Philipp verzichtete auf die Souveränität über die habsburgerische NL 1598 zugunsten seiner Tochter und ihres Ehemanns. Dadurch wurde die spanische NL aus der Erbmasse Philipp II herausgerissen. Albrecht und Isabella übernahmen (theoretisch die ganze NL, praktisch aber nur die 10 südlichen Provinzen). 1609 kam es zur Vereinbarung eines 12-jährigen Waffenstillstandes zwischen dem südlichen und den nördlichen Teil --> gegenseitige Anerkennung, tatsächlich aber fand die Anerkennung der Republik NL 1648 statt im Frieden von Münster. Der Waffenstillstand war wichtig für die Erholung der Wirtschaft im Norden und Süden.

1621 lief der Vertrag aus, Philipp IV wollte die NL wieder vereinigen, der Waffenstillstand wurde nicht mehr verlängert. Isabella verhandelte auf eigene Faust, war aber wenig erfolgreich. Für die Habsburger war Ambrosio Spinola die entscheidende Figur. 1625 gelang es ihm Breda einzunehmen, was einen symbolischen Verlust für die Aufständischen bedeutete. 12 Jahre später gelang es den Aufständischen Breda langfristig zurückzuerobern.

Friedrich Heinrich von Nassau eroberte nach und nach Städte für die NL-Republik im Rhein-Maas-Gebiet (Maastricht, Venlo, Roermond). Auch auf See gab es einige Erfolge unter Maarten Tromp. Bei der Seeschlacht 1639 wurde die 2. Spanische Armada vernichtet. Frankreich unterstützte die NL-Republik, obwohl sie katholisch waren! Die Unterstützung kam aus machtpolitischen Gründen, ab 1635 war diese Unterstützung offensiv. Richelieu schickte Truppen, die eine Stadt zerstörten und Loewen belagerten. In der Schlacht von Rocrot 1635 gab es einen Sieg über die spanische Armee. 1640 wurde Portugal von der spanischen Krone unabhängig, es gab auch Aufstände in Katalonien, Neapel und auf Sizilien. Es fiel Spanien schwer, seine Kräfte zu konzentrieren.

Ein Friedensschluss mit Spanien schien für die NL-Republik wahrscheinlich. Friedrich Heinrich wollte aber weitere Gebiete erobern, die „Friedensporte“ zwang ihn aber dies zu unterlassen. Ab 1646 gab es Verhandlungen in Münster, der 1848 in den Frieden mündete und den 80-jährigen Krieg zwischen der spanischen Krone und den NL-Aufständischen beendete. Der Friede von Münster war ein Teil des Westfälischen Friedens, der am 30. Jänner unterzeichnet wurde. Am 15. Mai 1648 fand die feierliche Beschwörung statt. Die Unabhängigkeit der Republik wurde anerkannt, der aktuell erreichte territoriale Staat wurde anerkannt.

Die Republik der Vereinigten NL schieden aus dem Heiligen Römischen Reich aus, die südlichen NL blieben dabei. Gelderland, Holland, Seeland, Groningen, Overijissel, Utrecht und Friesland waren die sieben Provinzen der Republik. Staats-Brabant und Staats-Limburg waren Generalitätslande und hatten keinen Vertreter in der Politik, weil sie großteils katholisch waren – sie können als inländische Kolonien bezeichnet werden. Darunter befanden sich Provinzialstaaten, die aber nicht in den Generalstaaten vertreten waren. Sie waren politisch ebenfalls sehr eingeschränkt.

Holland hatte eine Vorreiterrolle in der NL-Republik. 50% des Haushaltes wurde von Holland finanziert, sie waren also wirtschaftlich und finanziell wichtig. Jede Provinz in den Generalstaaten hatte eine Stimme, aber mehrere Abgeordnete in Den Haag. Wichtige Beschlüsse wurden nur einstimmig gefällt, aber aus pragmatischen Gründen wurden sie oft nicht umgesetzt. Die NL-Generalstaaten tagten nie permanent, wurden aber nicht mehr vom Fürst einberufen (den gab es ja nicht mehr). Gelderland durfte als erstes seine Stimme abgeben --> Relikt aus monarchischer Zeit. Dominierend war trotzdem Holland.

Die Aufgaben der Generalstaaten waren:
• Entscheidung über Krieg und Frieden
• Vertragsabschlüsse
• Einheitliche Münzen und Maße
• Alltägliche Verwaltungsarbeit
• Verbreitung nach außen

Die Provinzialstaaten reichen ins MA zurück. Die Zusammensetzung divergierte von Provinz zu Provinz. Der Vorsitz lag beim Ratspensionär, der holländische aber sprach auch für die anderen Ratspensionäre – er war eine Art Außenminister. Die Provinzialstaaten waren die eigentlichen Träger der Politik, da ihre Vertreter in den Generalstaaten saßen.

Die kommunale Räteversammlung: Bürgermeister, Schöffen, Räte (öffentliche Ämter), die oft an bestimmte Familien gingen --> Regenten --> oligarchisches Element in der Politik und Wirtschaft. Auch der Statthalter wurde nicht mehr vom Monarchen eingesetzt sondern von den Provinzialstaaten bestimmt. Diese hatten viele Rechte, wie Rechtssprechung, das Wählen von Bürgermeistern und Schöffen von Listen aus, die von der Räteversammlung zusammengestellt wurde. Die Oranier übernahmen die Statthalterpositionen von Friesland und Groningen hatte einen Statthalter aus einer Nebenlinie der Oranier. Die anderen fünf Provinzen waren in der direkten Erbfolge Wilhelm von Oraniens. Der Statthalter sollte monarchische Züge annehmen, dies musste gegebenenfalls unterbunden werden. Zwischen 1650 und 1672, sowie 1702-1747 waren auch keine Statthalter.

Wilhelm II drohte den Frieden nicht einzuhalten (1648) und ließ unliebsame Personen festnehmen, er „herrschte“ quasi tyrannisch. In dieser Zeit gab es zwei Fraktionen, die Prinsgezinden vs. die Staatsgezinden. Wilhelms II Tod 1650 verhinderte einen Bürgerkrieg zwischen den Fraktionen. Es wurde entschieden den Machtausbau des Statthalters Einhalt zu gebieten und verzichtete überhaupt auf das Amt des Statthalters. 1654 legte man fest, dass keiner aus dem Hause Oranien mehr Statthalter sein dürfe. Dies blieb bis 1672 aufrecht. Wegen monarchischer bzw. tyrannischen Züge der Statthalter aus dem Haus Oranien gab es eine zweite Statthalterlose Zeit nach dem Tode Wilhelm II August vor Wilhelm IV.

Während der statthalterlosen Zeit übernahm der Ratspensionär die politische Führung, aber ohne die gleichen politischen Möglichkeiten wie ein Statthalter. Für die Verteidigung der NL waren der Generalkapitän und der Generaladmiral zuständig.

Im Calvinismus gab es die Streitfrage ob Arminianismus (liberal) oder Gomarismus (orthodox). Es geht um die Frage der Prädestinationslehre, eine große Frage der FN. Es gab Proteste im frühen 17. Jh. der Arminianer und Gegenproteste der Ganrister. Die orthodoxe Sichtweise wurde bestätigt und galt für die ganze NL-Republik. 1618/19 fasste die protestantische Kirche Beschlüsse: der Ratspensionär von Holland wurde zum Tode verurteilt weil er Arminianer unterstützte – 1619 tatsächlich vollzogen. Dies stärkte Moritz von Nassau-Oranien.

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