2. Einheit vom 18. Oktober 2006

1477 ist eine Zensur in der Geschichte der NL --> Tod Karl des Kühnens. Seine Tochter war Maria von Burgund (1457-1482). Deren Mutter war Isabella von Bourbon, die zweite Frau Karls. Erzherzog Maximilian I heiratete Maria  Übergang vom Hause Burgund zum Hause Habsburg im August 1477.
Die Städteversammlung der NL versuchten im „großen Privileg“ ihre Position gegenüber dem Fürsten zu stärken --> nach dem Tode Karls. Der Ständeversammlung gelingt es durchzusetzen, dass sie ohne Einberufung des Fürsten zusammen tagen konnten -> vorparlamentarische Züge! Der Große Rat von Micheln (1473 gegründet) sollte nur aus einheimischen Adeligen bestehen, Kriege nur durch Generalstände beschlossen werden. Spezifische Privilegien werden auf die einzelnen Provinzen bezogen. Die Bestimmungen des „Großen Privilegs“ verliefen sich wieder im Sand, das Privileg wurden in den 1490ern von Philipp dem Schönen wieder eingezogen.
Der französische König Ludwig XI zog nach dem Tod Karls des Kühnen das Herzogtum Burgund ein, sowie die Picardie südlich der NL mit der Begründung es handle sich um ein erloschenes Lehen.

Das Bistum Lüttich und die Provinz Gelderland machten sich wieder selbstständig, erst 1544 wurde Geldern im Frieden von Crepy wieder den Habsburgern zugesprochen.

Nach dem Tod Marias gab es viele Streitigkeiten um die NL, erst im Vertrag von SENLIS 1493 wurde die Frage zugunsten der Habsburger geregelt. Es gab permanente Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg. Die größte terrioriale Ausdehnung der NL war unter Karl V 1528. Er integrierte Overijssel, Friesland und das Stift Utrecht. 1536 folgte die Stadt Groningen und Ommelanden, sowie Drenthe und die Provinz Geldern. Alles in allem waren es 17 Provinzen.

1548 wurde der Burgundische Vertrag unter Karl V beschlossen zum Schutz der NL und die Freigrafschaft Burgund durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Aber es gab keinen Herrschaftsanspruch, dafür finanzielle Unterstützung, zB bei der Abwehr der Türken. Die NL und die Grafschaft Burgund waren quasi ein souveräner Territorialverband im HRRdN.

Die 17 Provinzen wurden durch Erbrecht zusammengehalten --> Pragmatische Sanktion 1549, alles diplomatisch gelöst. 1555 übernahm Philipp II die Herrschaft über die NL. Als Reaktion gab es Widerstand bzw. Aufstand in den NL --> ein 80jähriger Krieg bricht aus. Es bringt den Verlust von 7 Provinzen mit sich, diese wurden 1648 im Westfälischen Frieden als eigene Nation anerkannt. Trotzdem zog sich der „Mythos der 17 Provinzen“ bis zum Ende des Ancien Regime, oft dargestellt mit dem Löwen „Leo Belgicus“.

Die Loyalität von Maria von Burgund nach Unterzeichnung des „Großen Privilegs“ war zunächst gesichert. Doch immer wieder kam zu Aufständen der selbstbewussten Städte, zB 1488 forderte die Stadt Brügge besondere Rechte und Privilegien. Maximilian sollte Flandern einem Regentschaftsrat übergeben, dieser sagte zunächst zu (er wurde in Brügge in Gefangenschaft gehalten). Aber dann erklärte er seine Zusage für null und nichtig. Vier Jahre später gelang es ihm Brügge und Gent wieder zu beherrschen, die aufständischen Führer wurden öffentlich hingerichtet. Ein Aufstand in Gent wurde 1539/40 militärisch niedergeschlagen  Gent verlor alle Privilegien. Die Aufständischen wurden hingerichtet, die Stadtmauern wurden geschliffen, Garnisonen wurden in Gent stationiert  Concessio Carolina.

Trotzdem wurde die habsburgische Herrschaft in den NL anerkannt. Zur Verwaltung wurden Generalstadthalter eingesetzt, was einem Landvogt entspricht: Margarete von Österreich, Maria von Österreich, Emanuel, Philibert von Savoyen, …

Es wurden drei Räte eingeführt:
1) Staatsrat: 12 Adelige aus den NL. Es war ein Beratungsorgan für die Monarchen bzw. dem Landvogt
2) Geheime Rat: politische Verwaltung und Gerichtshof unter dem Großen Rat von Micheln
3) Finanzrat
Dies geschah unter Karl V 1531 und war eine Steigerung der administrativen Effizienz.

Die Vertretung der Untertanen war wie folgt organisiert:
Generalstände – Provinzialstände – Provinzialräte – Stadträte – Bürgermeister

Wichtige Wirtschaftsfelder waren:
Textilindustrie (seit dem MA), Landwirtschaft, Fischerei, Handel & Bearbeitung (von Diamanten), Hanse-Verbund (Arnheim, Zwolle, Brügge, Gent, etc.), Überseehandel & Bankenwesen

Demographische Entwicklung:
Enormer Zuwachs der Bevölkerung: Antwerpen 1500: 45.000, 1560: 85.000; Amsterdam: 1500: 12.000, 1560: 27.000

Kulturelle Entwicklung:
Entfaltung der bildenden Künste und Musik, durch das Haus Habsburg finanziell gefördert.
Maler: Quentin Metsys, Hieronimus Bosch, Pieter Breughel der Ältere
Sakralbauten, Rathäuser (Spätgotik oder Renaissance)
Rethorikkammern --> Freizeitdichterzirkel
Buchdruck: Antwerpen als Druckereizentrum --> Christoffel Platijn
Humanismus: Erasmus von Rotterdam, mit bürgerlichem Namen Geert Geerts zoon Andreas Vesalins (Leibarzt von Karl V)
Gerhard Mercator (Kartograf)

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