6. Einheit vom 22. November 2006
„Die Niederländische Republik mit einem Schwerpunkt auf Kolonialismus“
Außenpolitik
Mit dem Aufstand in den NL lehnte man sich gegen die absolutistische Herrschaft in den Niederen Landen auf. Der Friede von Münster änderte dann die gesamte europäische Situation. Es entstand dadurch die Niederländische Republik als neuer Staat, der auch völkerrechtlich anerkannt wurde. Juristisch war es gesichert, aber politisch gab es im „Europäischen Konzert“ Unsicherheiten. Im 17. und 18. Jh. musste sich die NL mehrmals zur Wehr setzen. Es war keine Selbstverständlichkeit, dass dies überstanden wurde (im Gegensatz zu Polen) und nicht von Frankreich aufgesogen wurde. Es war ein fein ausgeklügeltes System der Check and Balances und war sehr kompliziert. In Frankreich ging alles einfacher, weil sehr zentralistisch ausgerichtet.
Besonders mit zwei Staaten hatte sich die NL auseinanderzusetzen: England und Frankreich.
England: Es gab drei Seekriege in den 1650-1670ern, was zur ersten statthalterlosen Phase führte. Den Seemächten ging es nicht nur um den europäischen Kontext sondern vor allem auch die Kolonien. Auslöser waren Gesetze im englischen Parlament, welche die eigenen Schiffe bevorteilte (Navigation Act 1651). Dies bedeutete, dass englische Waren ausschließlich auf englischen Schiffen transportiert werden durfte. Nicht zu Unrecht wurde dies als Kriegerklärung angesehen, da ein Lebensnerv getroffen wurde. Der dritte Seekrieg (1672) war der wichtigste, weil er in einem größeren Kontext eingebettet war und brandgefährlich für die NL war.
Frankreich: Denn die NL wurde von einer Koalition überfallen aus Karl II, Ludwig XIV und deutschen Staaten (Kurfürstentum Köln und Bischof von Münster). Es gab eine monatelange Besetzung von Teilen der NL und ging als „rampjaar“ (Katastrophenjahr) in die Geschichte ein. Erstmals wurde wieder ein Statthalter eingesetzt: Wilhelm III. Dieser wurde auch zum Generalkapitän und Generaladmiral ernannt. Weiters wurden dem Haus Oranien auch die Erbfolge versprochen. Er bekam das Recht Stadtregierungen abzusetzen, Oranientreue wurden nun eingesetzt. Johann de Witt (Ratspensionär), der bisher die Verantwortung trug, wurde vorgeworfen, dass der Einfall von Ludwig XIV möglich wurde. Er wurde gelyncht obwohl er zuvor viel für die Republik geleistet hatte. Wilhelm III stärkte seine Position weil er die Koalition aus dem Land drängte, was vor allem mit der Hilfe einer geschickten Bündnispolitik gelang (beide Habsburger, Kurfürstentum Brandenburg und Lothringen). Später wechselte auch noch England die Seiten und kam hinzu. Innerhalb von drei Jahren konsolidierte Wilhelm III seine Lage und erreichte genau dies, was zuvor jahrzehntelang nicht möglich war. Er betrieb außerdem eine geschickte dynastische Politik und heiratete Maria von Stuart. England wurde deswegen umgedreht. Er zwang dann im Frieden Nijmegen 1678 Ludwig XIV zum Frieden. Es gab territoriale Kompensation, vor allem zwischen Belgien und Frankreich. Im Interesse des Handels war der Krieg vorbei. In Zukunft war die Prämisse den Expansionsdrang von Frankreich einzugrenzen. Die Koalition zerbrach bald nach dem Friedensschluss und die NL war wiederum schutzlos. Es gab erneut den Versuch eine Koalition zu bilden, aber gerade England war unsicher. Dann baten aber die MPs gegen Jakob II, den eigenen König, vorzugehen. Wilhelm II nahm die „Einladung“ 1688 an --> glorious revolution. Wilhelm wurde zum neuen König ausgerufen für England, Irland und Schottland. Der König wurde aber ans Parlament gebunden und die konstitutionelle Monarchie eingeführt. Für Wilhelm war es eine ausgezeichnete Möglichkeit seine außenpolitischen Ziele durchzusetzen. England war automatisch gegen Frankreich und für die NL. Wilhelm war nun englischer König und Statthalter in einer Person. Im Frieden von Rijswijk bekamen die NL das Recht Garnisonen einzurichten – auch in Belgien (Spanien musste aber dafür aufkommen). Dies war als Barriere gedacht um die militärische Sicherheit der Südgrenze zu sichern.
Willem Bentinck van Rhoon entwickelte Patronagetechnik. Er agierte geschickt zwischen Tories und Whigs, von beiden Seiten wurden Berater genommen. Antonius Heinsius war verantwortlich für innenpolitische Aufgaben und erfüllte strikt was Wilhelm III ihm auftrug. Nach dem Tod Wilhelm III 1702 ließen fünf Provinzen den Statthalterposten wieder frei --> 2. statthalterlose Zeit. Es gab nur mehr einen Statthalter von nur einer Provinz. Erst 1747 durch den österreichischen Erbfolgekrieg waren die NL durch Frankreich bedroht. Wilhelm Friso wurde dann von allen anerkannt als Wilhelm IV. Zum ersten Mal herrschte ein Oranier über alle Provinzen und für sich! Alle drei Positionen wurden für erblich erklärt, auch sein Sohn wurde also Statthalter. Noch war es aber keine Monarchie, erst der Wiener Kongress entschied dies und bis heute ist es so geblieben. Aber das Vorbild ist der Republikanismus.
Koloniale Expansion
NL zählte zu den Newcomern unter den Kolonialmächten. Spanien und Portugal hatten das Monopol inne. Das neue Instrument der NL waren Handelskompanien. 1602 wurde die VOC (Vereinigte Ostindische Kompanie) gegründet, 1621 dann die WIC (Westindische Kompanie). Die Aufteilung erfolgte nach geographischen Kriterien, wobei Westindien die Karibik meint. Die VOC war für Pazifik, Asien, den Kap der guten Hoffnung zuständig. Primär aber für Indien und das heutige Indonesien. Die WIC war für Afrika, Karibik und Nordamerika zuständig. Gemeinsam war den beiden, dass sie als Aktiengesellschaften gegründet wurden. Es war keine staatliche Angelegenheit (wie in England) und konträr zu Spanien und Portugal.
VOC
1590 gibt es bereits erste Expansionen nach Asien. Es gab solche Erfolge, dass 400%ige Gewinne erzielt wurden. Dies ermutigte einzelne Expeditionen unter ein Dach zu stellen – die VOC wurde gegründet – und nicht mehr in Konkurrenz zueinander zu stehen. Von Anfang an hatten sie viele Rechte beim Handel und danach auch Souveränitätsrechte (Territorien gewinnen, Soldaten anzuwerben, Festungen zu bauen, internationale Verträge abschließen). Staatliche Aufgaben wurde also von den Generalstaaten zugesprochen.
Struktur: Sechs Kammern in Amsterdam, Middelburg, etc. --> nach regionalen Gesichtspunkten aufgeteilt. Diese waren weitgehend autonom, nur Middelburg lag nicht in Holland – diese Provinz war deshalb führend. Amsterdam war am größten, weil sie auch Aktien von anderen Kammern kauften. Geschäftsführend waren 72, später 60 Direktoren, eine große Zahl davon Amsterdamer. Das eigentliche Gremium wurde aus diesen Personen gewählt: 17 Herren aus der Führungsschicht. Diese legten allgemeine Richtlinien fest, es war eine Regentenoligarchie. Die Hauptaktionäre agierten als eine Art Aufsichtsrat. Vor Ort in den Kolonien waren diese zwar unabhängig, aber sie hatten doch ein hohes Maß an Autonomie. Es gab einen Generalgouverneur vom Archipel Indonesiens. Darunter war der „Rat von Indien“. Die „Hohe Regierung“ hatte ihren Sitz in Batavia dank Jan Pieterssoon Coen. Hauptaufgabe vor Ort waren Handelsverträge abzuschließen – möglichst mit Monopol. Manchmal wurde aber auch militärische Gewalt angewendet gegen Einheimische und andere Händler. Es gab keine zusammenhängende Territorialstruktur sondern Handelsstützpunkte (außer die Buren in Südafrika). Die Entwicklung im 18. Jh. war gegenläufig zum 17. (das goldene Jahrhundert). Der Abwärtstrend hing vor allem mit Korruption zusammen und stürzte das Unternehmen in eine Verschuldungskrise. Es erfolgte die Verstaatlichung der Kompanie und der Kolonien, auch die Schulden wurden übernommen. Es gelang der Handelsgesellschaft sich gegen England, Portugal, Spanien und Frankreich durchzusetzen. In der ersten Hälfte des 17. Jh. wurden auch Handelsverträge mit Kaiser von Japan abgeschlossen – sie waren die einzigen Europäer für über zwei Jahrhunderte mit diesem Recht.
WIC
Es gibt viele Parallelen mit der VOC. Vor 1621 gab es einzelne Kaufleute, es fehlte allerdings die organisatorische Zusammenfassung. Wirtschaftliche Gründe waren dann maßgebend (gemeinsam statt Konkurrenz), es gab aber auch politische Gründe um Spanien und Portugal in Nord- und Südamerika zu schwächen. Der Unterschied war, dass es an Weisungen der Generalstaaten gebunden war. Sie hatten auch nicht diese Souveränitätsrechte. Es gab nur fünf Kammern und 19 Herren, später auf 10 reduziert. Die WIC spezialisierte sich auf Kaperfahrten, legendär war Piet Heyn. 1628 wurde eine Silber- und Goldflotte der Spanier erobert. Gehandelt wurde mit allen Luxusgütern. Man beteiligte sich auch am Sklavenhandel (300.000 Sklaven), die Sklaven wurden entweder auf eigenen Plantagen eingesetzt oder sie wurden weiterverkauft.
Wirtschaftspolitisch unterschied sich die NL klar zum Rest von Europa mit den Aktiengesellschaften. Bürger vs. Staat (vor allem Colbert). Die NL war so erfolgreich, dass westfälische Wanderarbeiter angezogen wurden. Beide Handelsgesellschaften zogen Soldaten aus allen europäischen Ländern an. Prosperität gab es, weil:
1) Sperrung der Schelde 1585 was Amsterdam zur führenden Handelsstadt machte und auf Kosten Antwerpens ging. Viele belgische Flüchtlinge mit hoher Motivation kamen in die Niederlande und kamen den Textilstädten und vor allem Amsterdam zu gute.
2) Stimulisierung durch die Gründung der Bank von Amsterdam 1609. Kapital wurde zur Verfügung gestellt mit konkurrenzlos günstigen Krediten.
3) Es handelte sich in hohem Maße um eine Mittelstandsgesellschaft, der Adel wurde an den Rand gedrängt. Es zählte nicht Pomp sondern Effizienz.
4) Die Landwirtschaft wurde effektiver genutzt durch Drainage-System, es war am modernsten. Es wurde vor allem Käse produziert, auch Fischfang sehr wichtig.
5) Frühmoderne Industriezweige (Diamantenschleiferei, Porzellan) und damit lange führend. Auch der Schiffsbau war an der Spitze.
6) Handel, besonders nach Skandinavien, aber auch am gesamten Kontinent und der Überseehandel.
Ohne die ökonomische Leistung wäre die kulturelle Blüte nicht vorstellbar (das goldene 17. Jahrhundert). Vor allem Maler, aber auch Literaten (aber nicht rezipiert). Das 18. Jh. wurde schon von den Zeitgenossen als ein Jh. des Verfalls angesehen.
Außenpolitik
Mit dem Aufstand in den NL lehnte man sich gegen die absolutistische Herrschaft in den Niederen Landen auf. Der Friede von Münster änderte dann die gesamte europäische Situation. Es entstand dadurch die Niederländische Republik als neuer Staat, der auch völkerrechtlich anerkannt wurde. Juristisch war es gesichert, aber politisch gab es im „Europäischen Konzert“ Unsicherheiten. Im 17. und 18. Jh. musste sich die NL mehrmals zur Wehr setzen. Es war keine Selbstverständlichkeit, dass dies überstanden wurde (im Gegensatz zu Polen) und nicht von Frankreich aufgesogen wurde. Es war ein fein ausgeklügeltes System der Check and Balances und war sehr kompliziert. In Frankreich ging alles einfacher, weil sehr zentralistisch ausgerichtet.
Besonders mit zwei Staaten hatte sich die NL auseinanderzusetzen: England und Frankreich.
England: Es gab drei Seekriege in den 1650-1670ern, was zur ersten statthalterlosen Phase führte. Den Seemächten ging es nicht nur um den europäischen Kontext sondern vor allem auch die Kolonien. Auslöser waren Gesetze im englischen Parlament, welche die eigenen Schiffe bevorteilte (Navigation Act 1651). Dies bedeutete, dass englische Waren ausschließlich auf englischen Schiffen transportiert werden durfte. Nicht zu Unrecht wurde dies als Kriegerklärung angesehen, da ein Lebensnerv getroffen wurde. Der dritte Seekrieg (1672) war der wichtigste, weil er in einem größeren Kontext eingebettet war und brandgefährlich für die NL war.
Frankreich: Denn die NL wurde von einer Koalition überfallen aus Karl II, Ludwig XIV und deutschen Staaten (Kurfürstentum Köln und Bischof von Münster). Es gab eine monatelange Besetzung von Teilen der NL und ging als „rampjaar“ (Katastrophenjahr) in die Geschichte ein. Erstmals wurde wieder ein Statthalter eingesetzt: Wilhelm III. Dieser wurde auch zum Generalkapitän und Generaladmiral ernannt. Weiters wurden dem Haus Oranien auch die Erbfolge versprochen. Er bekam das Recht Stadtregierungen abzusetzen, Oranientreue wurden nun eingesetzt. Johann de Witt (Ratspensionär), der bisher die Verantwortung trug, wurde vorgeworfen, dass der Einfall von Ludwig XIV möglich wurde. Er wurde gelyncht obwohl er zuvor viel für die Republik geleistet hatte. Wilhelm III stärkte seine Position weil er die Koalition aus dem Land drängte, was vor allem mit der Hilfe einer geschickten Bündnispolitik gelang (beide Habsburger, Kurfürstentum Brandenburg und Lothringen). Später wechselte auch noch England die Seiten und kam hinzu. Innerhalb von drei Jahren konsolidierte Wilhelm III seine Lage und erreichte genau dies, was zuvor jahrzehntelang nicht möglich war. Er betrieb außerdem eine geschickte dynastische Politik und heiratete Maria von Stuart. England wurde deswegen umgedreht. Er zwang dann im Frieden Nijmegen 1678 Ludwig XIV zum Frieden. Es gab territoriale Kompensation, vor allem zwischen Belgien und Frankreich. Im Interesse des Handels war der Krieg vorbei. In Zukunft war die Prämisse den Expansionsdrang von Frankreich einzugrenzen. Die Koalition zerbrach bald nach dem Friedensschluss und die NL war wiederum schutzlos. Es gab erneut den Versuch eine Koalition zu bilden, aber gerade England war unsicher. Dann baten aber die MPs gegen Jakob II, den eigenen König, vorzugehen. Wilhelm II nahm die „Einladung“ 1688 an --> glorious revolution. Wilhelm wurde zum neuen König ausgerufen für England, Irland und Schottland. Der König wurde aber ans Parlament gebunden und die konstitutionelle Monarchie eingeführt. Für Wilhelm war es eine ausgezeichnete Möglichkeit seine außenpolitischen Ziele durchzusetzen. England war automatisch gegen Frankreich und für die NL. Wilhelm war nun englischer König und Statthalter in einer Person. Im Frieden von Rijswijk bekamen die NL das Recht Garnisonen einzurichten – auch in Belgien (Spanien musste aber dafür aufkommen). Dies war als Barriere gedacht um die militärische Sicherheit der Südgrenze zu sichern.
Willem Bentinck van Rhoon entwickelte Patronagetechnik. Er agierte geschickt zwischen Tories und Whigs, von beiden Seiten wurden Berater genommen. Antonius Heinsius war verantwortlich für innenpolitische Aufgaben und erfüllte strikt was Wilhelm III ihm auftrug. Nach dem Tod Wilhelm III 1702 ließen fünf Provinzen den Statthalterposten wieder frei --> 2. statthalterlose Zeit. Es gab nur mehr einen Statthalter von nur einer Provinz. Erst 1747 durch den österreichischen Erbfolgekrieg waren die NL durch Frankreich bedroht. Wilhelm Friso wurde dann von allen anerkannt als Wilhelm IV. Zum ersten Mal herrschte ein Oranier über alle Provinzen und für sich! Alle drei Positionen wurden für erblich erklärt, auch sein Sohn wurde also Statthalter. Noch war es aber keine Monarchie, erst der Wiener Kongress entschied dies und bis heute ist es so geblieben. Aber das Vorbild ist der Republikanismus.
Koloniale Expansion
NL zählte zu den Newcomern unter den Kolonialmächten. Spanien und Portugal hatten das Monopol inne. Das neue Instrument der NL waren Handelskompanien. 1602 wurde die VOC (Vereinigte Ostindische Kompanie) gegründet, 1621 dann die WIC (Westindische Kompanie). Die Aufteilung erfolgte nach geographischen Kriterien, wobei Westindien die Karibik meint. Die VOC war für Pazifik, Asien, den Kap der guten Hoffnung zuständig. Primär aber für Indien und das heutige Indonesien. Die WIC war für Afrika, Karibik und Nordamerika zuständig. Gemeinsam war den beiden, dass sie als Aktiengesellschaften gegründet wurden. Es war keine staatliche Angelegenheit (wie in England) und konträr zu Spanien und Portugal.
VOC
1590 gibt es bereits erste Expansionen nach Asien. Es gab solche Erfolge, dass 400%ige Gewinne erzielt wurden. Dies ermutigte einzelne Expeditionen unter ein Dach zu stellen – die VOC wurde gegründet – und nicht mehr in Konkurrenz zueinander zu stehen. Von Anfang an hatten sie viele Rechte beim Handel und danach auch Souveränitätsrechte (Territorien gewinnen, Soldaten anzuwerben, Festungen zu bauen, internationale Verträge abschließen). Staatliche Aufgaben wurde also von den Generalstaaten zugesprochen.
Struktur: Sechs Kammern in Amsterdam, Middelburg, etc. --> nach regionalen Gesichtspunkten aufgeteilt. Diese waren weitgehend autonom, nur Middelburg lag nicht in Holland – diese Provinz war deshalb führend. Amsterdam war am größten, weil sie auch Aktien von anderen Kammern kauften. Geschäftsführend waren 72, später 60 Direktoren, eine große Zahl davon Amsterdamer. Das eigentliche Gremium wurde aus diesen Personen gewählt: 17 Herren aus der Führungsschicht. Diese legten allgemeine Richtlinien fest, es war eine Regentenoligarchie. Die Hauptaktionäre agierten als eine Art Aufsichtsrat. Vor Ort in den Kolonien waren diese zwar unabhängig, aber sie hatten doch ein hohes Maß an Autonomie. Es gab einen Generalgouverneur vom Archipel Indonesiens. Darunter war der „Rat von Indien“. Die „Hohe Regierung“ hatte ihren Sitz in Batavia dank Jan Pieterssoon Coen. Hauptaufgabe vor Ort waren Handelsverträge abzuschließen – möglichst mit Monopol. Manchmal wurde aber auch militärische Gewalt angewendet gegen Einheimische und andere Händler. Es gab keine zusammenhängende Territorialstruktur sondern Handelsstützpunkte (außer die Buren in Südafrika). Die Entwicklung im 18. Jh. war gegenläufig zum 17. (das goldene Jahrhundert). Der Abwärtstrend hing vor allem mit Korruption zusammen und stürzte das Unternehmen in eine Verschuldungskrise. Es erfolgte die Verstaatlichung der Kompanie und der Kolonien, auch die Schulden wurden übernommen. Es gelang der Handelsgesellschaft sich gegen England, Portugal, Spanien und Frankreich durchzusetzen. In der ersten Hälfte des 17. Jh. wurden auch Handelsverträge mit Kaiser von Japan abgeschlossen – sie waren die einzigen Europäer für über zwei Jahrhunderte mit diesem Recht.
WIC
Es gibt viele Parallelen mit der VOC. Vor 1621 gab es einzelne Kaufleute, es fehlte allerdings die organisatorische Zusammenfassung. Wirtschaftliche Gründe waren dann maßgebend (gemeinsam statt Konkurrenz), es gab aber auch politische Gründe um Spanien und Portugal in Nord- und Südamerika zu schwächen. Der Unterschied war, dass es an Weisungen der Generalstaaten gebunden war. Sie hatten auch nicht diese Souveränitätsrechte. Es gab nur fünf Kammern und 19 Herren, später auf 10 reduziert. Die WIC spezialisierte sich auf Kaperfahrten, legendär war Piet Heyn. 1628 wurde eine Silber- und Goldflotte der Spanier erobert. Gehandelt wurde mit allen Luxusgütern. Man beteiligte sich auch am Sklavenhandel (300.000 Sklaven), die Sklaven wurden entweder auf eigenen Plantagen eingesetzt oder sie wurden weiterverkauft.
Wirtschaftspolitisch unterschied sich die NL klar zum Rest von Europa mit den Aktiengesellschaften. Bürger vs. Staat (vor allem Colbert). Die NL war so erfolgreich, dass westfälische Wanderarbeiter angezogen wurden. Beide Handelsgesellschaften zogen Soldaten aus allen europäischen Ländern an. Prosperität gab es, weil:
1) Sperrung der Schelde 1585 was Amsterdam zur führenden Handelsstadt machte und auf Kosten Antwerpens ging. Viele belgische Flüchtlinge mit hoher Motivation kamen in die Niederlande und kamen den Textilstädten und vor allem Amsterdam zu gute.
2) Stimulisierung durch die Gründung der Bank von Amsterdam 1609. Kapital wurde zur Verfügung gestellt mit konkurrenzlos günstigen Krediten.
3) Es handelte sich in hohem Maße um eine Mittelstandsgesellschaft, der Adel wurde an den Rand gedrängt. Es zählte nicht Pomp sondern Effizienz.
4) Die Landwirtschaft wurde effektiver genutzt durch Drainage-System, es war am modernsten. Es wurde vor allem Käse produziert, auch Fischfang sehr wichtig.
5) Frühmoderne Industriezweige (Diamantenschleiferei, Porzellan) und damit lange führend. Auch der Schiffsbau war an der Spitze.
6) Handel, besonders nach Skandinavien, aber auch am gesamten Kontinent und der Überseehandel.
Ohne die ökonomische Leistung wäre die kulturelle Blüte nicht vorstellbar (das goldene 17. Jahrhundert). Vor allem Maler, aber auch Literaten (aber nicht rezipiert). Das 18. Jh. wurde schon von den Zeitgenossen als ein Jh. des Verfalls angesehen.
itdoesnotmatter - 28. Nov, 19:42