Sonntag, 12. November 2006

4. Einheit vom 08. November 2006

Bevor der Herzog von Alba seine politische Verfolgung aufnahm, setzte sich Wilhelm von Oranien (1533-84) nach Nassau ab. Er setzte ein Heer zusammen und griff mit seinem Bruder Ludwig den Herzog von Alba an. Wilhelm fiel in Brabant ein, Ludwig in Groningen. Sie feierten einen Sieg bei Heiligerlee 1568, dennoch war es kein endgültiger Sieg. Demnach konnte so der Aufstand um eine militärische Komponente ergänzt werden, die 80 Jahre dauern sollte.

Wilhelm wurde protestantisch erzogen, er erbte das Fürstentum Orange. Karl V sorgte dafür, dass Wilhelm in Brüssel bei Maria von Österreich katholisch erzogen wurde. Trotzdem war eine Vorliebe zum Protestantismus da. Er heiratete vier Mal. 1567 bekannte er sich zu Luther, 1572 schließlich zu Calvin. Er suchte den politischen Ausgleich mit Karl V, erst als dies scheiterte, wollte er die Abspaltung der nördlichen Provinzen. Er galt als „Vater des Vaterlandes“ bereits zu Lebzeiten --> Wilhelmus-Lied ist seit 1932 die Hymne der NL.

Wilhelm und die Geusen sahen sich nicht als Aufständische oder Rebellen, da sich ihr Aufstand nicht gegen den König sondern gegen dessen Vertreter richtete, im speziellen gegen Alba. Dies war der ideologische Gedanke im Hintergrund. Der Protestantismus war wichtig für die Ideologie, ebenso Monarchomachen  absolutistische und theologische Ideen bzw. politische Theorien, die die Ideologie stärkten.

Am 1. April 1572 eroberten die Wassergeusen die Stadt Den Briel. Dies war der erste wirkliche militärische Erfolg, da 1568 der Erfolg nur von kurzer Dauer war – die spanische Übermacht zwang die Aufständischen zum Rückzug. Mit der Eroberung von Den Briel gelang es, einen Brückenkopf zu schlagen und den Herzog von Alba militärisch zuzusetzen. Der Erfolg hatte auch psychologische Wirkung --> erster Sieg. Dieser wurde im Nachhinein hochstilisiert --> Gott auf der Seite der Protestanten (göttliche Fügung, dass gesiegt wurde, etc.)

Den Briel wurde nur beiläufig erobert, es war eigentlich nicht geplant. Es gab einige weitere militärische Erfolge der Aufständischen, aber auch Erfolge der Spanier. Sie eroberten einige befestigte Städte (teilweise nach Belagerung). Die Stadt Naarden ließ die Spanier freiwillig in die Stadt, die metzelten dann die gesamte Zivilbevölkerung nieder.

Am 14./15. August 1572 fand die Bartholomäus-Nacht in Frankreich statt. Tausende französische Protestanten (Hugenotten) wurden getötet. Diese waren Verbündete der Aufständischen, es war also ein schwerer Rückschlag für diese. Verbündete der Aufständische waren weiter Nassau und die Kurpfalz. Queen Elizabeth I war zurückhaltend, da sie mit beiden Seiten in Verbindung stand.

Die Provinzen Holland und Seeland waren wichtig im Aufstand --> die Städte ernannten 1572 bzw. 1574 eigenmächtig Statthalter, dies durfte eigentlich nur der König! 1573 übernahm Don Luis de Requesens von Alba dessen Aufgaben (Generalstatthalter). Dieser war deutlich gemäßigter, er löste den Blutrat auf und erließ eine Generalamnestie (ausgenommen 300 Ketzer). Es folgte eine konziliantere Herrschaft, eine Einigung mit den Aufständischen aber scheiterte – vor allem wegen den unüberbrückbaren Differenzen bezüglich der Religion (1575).

1576 starb de Requesens und die Generalstände traten zusammen, ohne dass der König sie einberufen hätte (erstmals seit 1477). Das Ergebnis:
• Ketzergesetze sollten außer Kraft gesetzt werden
• Religionsbekenntnisse sollten gegenseitig anerkannt werden
• Spanische Truppen sollten sich aus den NL zurückziehen
• Gefangene sollten freigelassen und Güter zurückgegeben werden
• Wilhelm von Oranien sollte Statthalter von Holland und Seeland werden

Die Frage der Religion war nicht für alle Kommunen oder Provinzen gelöst --> dies sollte erst später geklärt werden. Die Loyalität zur spanischen Monarchie stand nicht zur Diskussion. Der Versuch war nur, dem König Grenzen zu setzen.

Der neue Statthalter Don Juan d’Austria erkannte die Pazifikation an, ebenso Philipp II. Der Großteil der spanischen Truppen wurde abgezogen. Die spanische Finanzlage war katastrophal, deshalb stimmte Philipp II wohl zu. Die spanischen Soldaten in den NL plünderten viele Dörfer und Städte, weil sie keinen Sold bekamen, ohne Befehl des Königs. In Antwerpen gab es ca. 8.000 Tote! Im November 1567, kurz vor der Verabschiedung der Pazifikation passierte dies. Die „Spanische Furie“ wurde von den Geusen und der Bevölkerung der Politik Philipp II angelastet, die Aufständischen erhielten dadurch einen deutlichen Aufschwung.

D’Austria hielt an einer Rekatholisierung der NL fest, Wilhelm von Oranien war dagegen – dies war ein jahrzehntelanges Spannungsfeld. Die Generalstände versuchten einen Kompromiss zu finden. 1577 wurde d’Austria abgewählt, Matthias von Österreich wurde ernannt und Wilhelm sein Stellvertreter. Dies erwies sich nicht als stabil. Es kam zu einer Neugruppierung der Provinzen 1579/80. Die südlichen Provinzen schlossen sich zur Union von Arras zusammen und traten für den Katholizismus, Privilegien und Treue zum spanischen König ein. Der Rückzug der spanischen Truppen und eine stärkere Beteiligung des heimischen Adels in die Politik wurde gefordert – dem stimmte Philipp II zu.

Die zweite Gruppe schloss sich zur Union von Utrecht zusammen. Jede Gemeinde sollte selbst bestimmen über Religion, solange keiner aufgrund seiner Religion verfolgt wurde. Über den König wurde geschwiegen. Dies war ein entscheidende Schritt zur Institutionalisierung der unabhängigen NL. Die Trennung der NL besiegelte sich durch die Verfeindung der beiden Unionen. Aber die Union von Utrecht brach nicht mit dem König. Erst 1814/15 fand die Wiedervereinigung der 17 Provinzen statt, festgelegt durch den Wiener Kongress.

Im Frühjahr 1580 erklärte Philipp II Wilhelm von Oranien für vogelfrei. Er erließ eine Bannschrift, weil dieser ein Ketzer, Verräter, etc. sei. Wilhelm antwortete mit einer Rechtfertigungsschrift. Der König wurde als Tyrann dargestellt, schloss an die Monarchomachen an (Tyrannei erkauft, weil Herrscher seine Macht missbraucht). „Plakkaat van Verlatinghe“: Philipp II wurde von den Generalständen abgesetzt, nur die Provinzen der Union von Utrecht (1581). Statthalter wurde Herzog Franz von Anjou, der Bruder des französischen Königs Heinrich III war. Aus Sicht der spanischen Krone war dies Hochverrat, für die Aufständischen war dies legitim (vgl. Monarchomachen). In dieser Revolution sollte der alte politische Zustand beibehalten bzw. wiederhergestellt werden und nichts Neues etabliert werden.

Ab 1581 gab es zwei Statthalter in den NL. D’Austria vs. Herzog von Anjou, der in den NL nicht unumstritten war. Er war Katholik, verschwenderisch, etc. 1583 plünderten französische Truppen Antwerpen. Der französische Furie folgte quasi der spanischen. Anjou zog sich nach Frankreich zurück. Wilhelm von Oranien sollte folgen, aber er wurde 1584 ermordet.

Queen Elizabeth I entsandte den Earl of Leicester als Statthalter in die NL. Der Herzog von Parma eroberte für die spanische Krone einige brabantische Städte. Elizabeth I reagierte mit Leicester und einigen tausend Soldaten. Leicester machte sich schnell unbeliebt, er verlor einige Städte an Spanien. Er verlegte seinen Sitz von Amsterdam nach Utrecht, etc. Nach zwei Jahren zog er sich nach England zurück.

Die Souveränität ging an die Generalstände und Provinzialstände über, Statthalter wurden die Nachkommen Wilhelms. Der Herzog von Parma sollte für Philipp II ab 1577 D’Austria gegen die Aufständischen beistehen. Er stieß von Süden gegen die Aufständischen vor, er eroberte die calvinistische Stadtrepubliken in Flandern und Brabant. 1585 gelang es ihm die Hafenstadt Antwerpen einzunehmen  strategisch wichtig. Die Reaktion der Geusen war die Sperre der Schelde, der Fluss durch Antwerpen. Viele Bewohner Antwerpens flüchteten in den Norden in die calvinistischen Provinzen wegen der Rekatholisierung der Stadt. Amsterdam profitierte davon, viele Menschen von Antwerpen gingen dorthin. Ganze Stadtviertel wurden gebaut um die Flüchtlinge aus dem belgischen Raum aufnehmen zu können.

Für die Aufständischen waren die 1570er und 1580er Jahre hart, der Aufstand „überlebte“ nur knapp. Der Herzog von Parma war militärisch sehr erfolgreich, 1584 ermordete Gerards Wilhelm von Oranien. Philipp II versprach den Mördern Wilhelms die Erhebung in den Adelsstand, 25.000 Gulden, die Vergebung der Sünden, etc. Gerards wurde bei der Flucht gefasst, gefoltert und gevierteilt. Seine Familie aber wurde belohnt.

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren