Samstag, 14. Oktober 2006

1. Einheit vom 11. Oktober 2006

Allgemeines:

Benelux bezieht sich auf die drei Nationalstaaten, in der FN spricht man von den Niederlanden.
Die Bibliographie befindet sich auf www.univie.ac.at/igl.geschichte/koll/
Die Zugangsdaten bitte direkt anfordern lassen von Prof. Koll.

Prüfung ist bereits am 13.12.!!


Vortrag:

1477 geht die Niedere Lande von Burgund an Habsburg, Grund ist der Tod Karls des Kühnen

Chronologie: Römer – Merowinger – Karolinger – Lothringer – Ostfränkisches Reich

Im MA starke städtische Struktur in den Niederen Landen, ähnlich wie in Oberitalien. Gent war die zweitgrößte Stadt am europäischen Kontinent im 14. Jh. Manche Provinzen hingegen waren stark von der Landwirtschaft geprägt. In den Städten war ein starkes Bürgertum, der fürstliche Einfluss war eher gering. Der Bau von mächtigen Rathäusern war Zeichen von städtischer Selbstständigkeit. Die Provinzen genossen ebenso große Autonomie (ähnlich der einzelnen Städte). Provinzialstädte waren deren Vertreter --> der Fürst musste dies anerkennen, ansonsten behielten sich die Untertanen Widerstandsrecht vor. Die Niederen Landen waren ein zusammengewürfelter Komplex von Provinzen und Kommunen (= Städte, die selbstständig sind).

Das Burgundische Reich entstand im 14. Jh. Das Haus Wittelsbach stellte auch Anforderungen an die Niederen Landen. Burgund hatte drei Herzöge:
1) Philipp der Kühne (aus dem Haus Valois)
Er erhielt Burgund von seinem Vater, 1369 erhielt er durch Heirat die Grafschaft Flandern. Gent, Brügge und Ypern setzten Philipp Widerstand entgegen --> unter ARTEVELDE --> Gent hatte gute Handelsbeziehungen zu England. Philipp aber war Franzose (es geschah während dem 100-jährigen Krieg). Das Widerstandsrecht brach 1382 nach der Schlacht bei Roosebeke. Philipp starb 1404. Sein Sohn Johann Ohnefurcht übernahm den Thron. Er setzte keine Impulse für die Niederen Landen. Er kämpfte um die Königskrone in Frankreich, wurde aber 1419 ermordet.
2) Philipp der Gute (1395-1467)
Er hinterließ viele Spuren in den Niederen Landen. Sein Sohn Johannes wuchs in Gent auf, es gab eine Währungsunion, er führte Münzen ein, die in den NL galten (Holland, Brabant, Luxemburg, etc.). Im Vertrag von Arras 1435 gelang es ihm, die Picardie für sich zu gewinnen, ebenso die Loslösung Burgunds vom französischen Königreich --> eigener „Staat“ von Burgund und den NL.
Philipp ging in den 1450ern militärisch gegen Städte in Flandern wie Gent vor, der Grund war, dass eine Salzsteuer eingeführt werden sollte. Diese aber kam doch nicht, weil zwar Philipp militärisch gewann, aber Gent Geld bezahlte und die Gilden, die als Widerstandsführer galten, aus der Administration verbannt wurden. In den 1430ern band Philipp den NL-Hochadel mit dem Orden vom Goldenen Vlies an sich.
3) Karl der Kühne (1433-1477, Sohn Philipps)
Er versuchte die Macht Burgunds weiter zu vergrößern. Er plünderte mehrmals das Bistum Lüttich, es gab hunderte Tote. Er wollte sich zum König von Burgund krönen lassen, hatte Verhandlungen mit dem deutschen Kaiser (ab 1473) aber seine Strategie ging nicht auf. Danach verhandelte er mit dem englischen König, ging ebenfalls nicht auf, weil die militärische Stärke fehlte und die Engländer brauchten Unterstützung gegen die Franzosen.
Karl wollte Nord-Süd verbinden, da Lothringen dazwischen lag. Bei der Belagerung von Nancy starb Karl (1477). Die bedeutete einen Einschnitt in der Geschichte für Burgund und die NL. Die Bistümer der NL blieben juristisch gesehen unabhängig, aber die Familienmitglieder der Burgunder wurden auf die Bischofssitze gehievt. Es gab den Versucht der stärkeren administrativen Zusammenfassung der Provinzen unter Philipp dem Guten.

Ab 1477 wurden die Generalstände einmal jährlich einberufen. Im Dezember 1473 wurde das Edikt von Thionville verabschiedet, das zentrale Verwaltungsorgane schuf (großer Rat von Micheln = höchster Gerichtshof für NL, Rechenkammer, Schatzkammer, etc.). Dies führte zur FN-zeitlichen Staatsbildung und Einheitsbewusstsein. Begriff: „Les pays de pardeca“ = „die hiesigen Länder“ = nördliche Teil der burgundischen Länder. „Les pays de pardela“ = südlicher Teil.

Die starke Stellung der NL verdankte sie den burgundischen Herzögen. Vor allem in der Kunst der Bildhauer Klaas Sluter, die Gebrüder Hubert und Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, etc. Auch Architektur und Musiker wurden gefördert, es gab einen starken Austausch mit Italien. Die Universität Löwen wurde 1425 gegründet. Es gab die Bewegung der Devotio Moderna (kirchliche Reformbewegung). Das Mäzenatentum der burgundischen Herzöge sollte Macht demonstrieren.

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